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Mythen & Monster – Der Jorōgumo

  • Autorenbild: Janine Simmen
    Janine Simmen
  • 13. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Ich sammele leidenschaftlich Mythen und Geschichten von mystischen Wesen aus aller Welt. Sie spiegeln uralte Ängste und Hoffnungen wider und inspirieren mich immer wieder zu neuen Zeichnungen. Eine dieser Legenden, die mich seit Langem fasziniert, ist die des Jorōgumo, des Spinnendämons in Frauenform aus Japan.

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Es heisst, tief in den dichten Wäldern Japans haust eine Kreatur, die sich als schöne junge Frau tarnt, um ahnungslose Männer in ihren Bann zu ziehen. Der Jorōgumo – wörtlich «Bindende Spinne» – lockt besonders Holzfäller und Reisende in ihre Falle, denn sie sind oft allein und verletzlich inmitten der Natur.

Die Geschichte erzählt von einem Holzfäller, der nach einem langen Tag im Wald eine verlassene Hütte entdeckt. Als er sich nähert, öffnet ihm eine anmutige Frau die Tür, ihr Lächeln freundlich und doch geheimnisvoll. Er nimmt dankbar ihre Einladung an, denn der Abend ist kühl und die Nacht dunkel.


In der Hütte ist alles still, doch der Holzfäller fühlt sich bald unbehaglich. Die Frau zeigt ihm wunderbare Gastfreundschaft, serviert ihm Speisen und erzählt Geschichten. Doch je länger er verweilt, desto mehr spürt er, dass etwas nicht stimmt. Ihre Augen haben einen seltsam schimmernden Glanz, und ein feiner Flaum aus Spinnweben umgibt ihre zarten Hände.


Als er schliesslich aufsteht, um zu gehen, entdeckt er, dass die Tür sich nicht öffnen lässt. Panik steigt in ihm auf, und plötzlich verwandelt sich die Frau vor seinen Augen: Die zarte Gestalt löst sich auf, enthüllt das riesige, schimmernde Spinnenwesen darunter – ein Dämon, der ihre Opfer in klebrigen Netzen fängt, um sie langsam zu verzehren.


Der Holzfäller kämpft verzweifelt, doch die Spinne bindet ihn mit unsichtbaren Fäden. Seine Schreie verhallen im Wald, und er wird nie wieder gesehen. Andere Männer berichten von ähnlichen Begegnungen – verlockenden Frauen, die sich als tödliche Fallen entpuppen.


Der Jorōgumo ist mehr als ein Monster – sie ist die lebendige Warnung vor Verführung und Hinterlist, vor dem Verfall durch falsche Schönheit und trügerischen Glanz. Ihre Geschichte mahnt zur Vorsicht und zum Respekt vor den geheimnisvollen Mächten der Natur.


Meine Zeichnung des Jorōgumo versucht, dieses Wechselspiel zwischen Anziehung und Gefahr einzufangen – die grazile Schönheit und die tödliche Macht einer Kreatur, die zugleich Mensch und Spinne ist.

Ich freue mich, diese und weitere Mythen mit dir zu teilen – Geschichten, die durch Kunst lebendig bleiben und unsere Vorstellungskraft beflügeln.

 
 
 

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